Traditions­verein
Mühlhäuser Heimatfeste e.V.

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"Schmückte das Fest mit grünen Zweigen, lasset keine Glocken schwingen, singt ein Loblied hell und laut"

...so beginnen die Anfangszeilen eines Liedes, das zur ersten allgemeinen Stadtkirmes in der Zeit vom 09. - 11.September 1877 gesungen wurde.

Wahrscheinlich seit dem Bau der ersten Kirchen im 12. Jahrhundert wird in Mühlhausen die Kirchweihe, die heutige Kirmes, begangen. Jede Kirche beging dabei zwischen Ostern bis Herbst ihr eigenes Fest. Denn der Ursprung der Kirmes liegt in der Kirchweihe, ein jährlich stattfindendes Fest, welches an die Einweihung der Kirche erinnert.

Vor 1877 feierten mindestens zehn Kirchgemeinden ihre eigene Kirmes. Diese zahlreichen Feiern störten aber zunehmend die Organisation des Arbeitsprozesses in den Mühlhäuser Fabriken. Zu oft fehlten viele Mitarbeiter in den Betrieben, da sie Kirmes feierten. Daher ordnete der Magistrat am 2. März 1877 (zuvor mehrfach vom königlichen - preußischen Landrat dazu angefordert) an, dass zukünftig alle Kirchspiele eine gemeinsame Kirchweihe zu feiern hatten, und zwar am zweiten Sonntag des Monats September.

Dies war die Geburtsstunde der Mühlhäuser Stadtkirmes.

Die Verordnung beförderte vor allem die geregelten Arbeitsabläufe in der Produktion, die in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts industrielle Formen annahm.
Die einsetzende Industrialisierung hatte zur Folge, dass nun 50% der arbeitenden Bevölkerung in Fabriken und im Handwerk tätig waren. Handel und Industrie verzeichneten in dem 1877 rund 21.000 Einwohner zählenden Mühlhausen eine aufsteigende Entwicklung. Dabei war der 1870 erfolgte Anschluss an die Eisenbahnstrecke Gotha-Leinefelde von "überaus großer Wichtigkeit für die Gewerbetätigkeit und den Wohlstand".

Die Produktion der hiesigen Bierbrauereien nahm deutlich zu und fand nicht nur entlang der Thüringer Eisenbahn, sondern auch in Hessen, Hannover, Bremen und Hamburg beträchtlichen Absatz. Ebenso stieg der Verkauf von Mühlhäuser Gemüse nach Kassel, Eisenach und Hannover.

Die Industrialisierung bestehender Betriebe und die Ansiedlung neuer Fabriken veränderte auch die soziale Zusammensetzung der Einwohnerschaft Mühlhausens. Der Anteil der Arbeiter wuchs. 1874 wurde die Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands gegründet, und Gewerkschaftsverbände entstanden.

1877 gehörte die Mühlhäuser Bevölkerung größtenteils der evangelischen Kirche an, die in neun Kirchen der Stadt Pfarr- bzw. Predigerstellen unterhielt. Daneben existierten noch die kirchlichen Gemeinschaften der Altlutheraner am Kornmarkt, der katholischen Kirche am Blobach und der jüdischen Synagogengemeinde in der Jüdenstraße.

Vielfältige Unterhaltung boten vor allem die Vereine in Mühlhausen, das Muthreich`sche Schauspielhaus An der Burg, die Badeanstalt von Mischke am Lindenbühl und die vielen Gaststätten und Ausflugslokale im Mühlhäuser Stadtwald.

Das besondere Ereignis des Jahres 1877 war jedoch die erste Stadtkirmes. Das Fest wurde immer beliebter und entwickelte sich zu einem echten Volksfest. Die Feierlichkeiten haben mittlerweile immer mehr weltlichen Charakter. Der Blobach wurde zum zentralen Platz mit Rummel und allerlei Attraktionen. 

Unterbrechungen gab es während der beiden Weltkriege. Nach Ende des 1. Weltkrieges 1919 gab es die bis heute wahrscheinlich größte Beteiligung an der Kirmes. 102 Kirmesbäume wurden im gesamten Stadtgebiet aufgestellt. Mittlerweile nehmen am Umzug, der bis dahin ausschließlich von Kindern gestaltet wurde, auch Erwachsene teil. Die Kirmesgemeinden schlossen sich zu Vereinen zusammen und bündelten ihre Organisation.

Nach dem 2. Weltkrieg versuchte der Staatsapparat der DDR die Kirmes in eine Art sozialistisches Volksfest zu verwandeln. Ein Versuch, die Kirmes in das "Fest der Lebensfreude" abzuändern, gelang jedoch nicht.
Die Kirmes wurde nun immer am letzten Augustwochenende gefeiert - bis heute.

Mit der Wende brach auch eine neue Zeit für die Mühlhäuser Kirmes an, die mittlerweile zur größten Stadtkirmes in Deutschland heranwuchs. Neue Gemeinden gründeten sich, andere verschwanden.
Erhalten haben sich die traditionellen Veranstaltungen wie Kirmesmarkt oder Fassbieranstich. Neben den Kirmesfeiern gibt es auch ein Aufspielen der Spielleute zur Musikschau oder das Turmblasen vom Rabenturm. Höhepunkt in jedem Jahr ist der Festumzug aller Gemeinden. 

Sein trauriges Ende findet das Fest mit der Kirmesbaumbeerdigung. Dann werden bis zum kommenden Jahr die Zelte abgebaut, bis schließlich das neue Kirmesfest ansteht und es dann wieder heißt "Kirmes, vivat hoch".

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