Traditions­verein
Mühlhäuser Heimatfeste e.V.

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Mühlhausen. Magistrat der Stadt plädierte im Jahr 1923 dafür, dass die Kirmes wieder zu einem Fest der Kinder werden möge.

Während der erste Kirmes nach dem Krieg, am 14. und 15. September 1919, herrschte ein närrisches Treiben in der Stadt. Ein Besucher aus Gotha beschrieb die Kirmes so: "Die Stadt hatte ein karneval-ähnliches Aussehen, wie ich es in Thüringen noch nie gesehen habe." Politische Gruppierungen zeigten ihre Fahnen und versuchten, die Kirmes für ihre Zwecke zu missbrauchen. Im Jahr 1920 prägten in den frühesten Morgenstunden, ab 4 Uhr, Harlekine, Clowns und andere Spaßmacher das Bild der Straßen. Die Kirmesjugend hatte sich "stellenweise nächtlicherweise in Zelten auf der Straße aufgehalten." Mühlhausen war auf den Kopf gestellt.

"Sämtliche Lokalitäten, Kaffees, Kino und was es sonst noch alles an Vergnügungsgelegenheiten gab, wie Tanz, Musik und Gesang, alles war belagert und mancher Kirmesfreund mag sich am Ende gefragt haben: Ihr güldenen Dukaten, wo seid ihr hingeraten?" Alte Kirmestraditionen waren in Gefahr geraten Im Jahr 1921 stolzierten viele Jugendliche in Husarenuniformen mit langen Reitersäbeln an der Seite sehr zum Gespött der Mühlhäuser durch die Stadt. Die Nationale Jugend hatte am Petriteich ihre Zelte aufgeschlagen und eine große Fahne mit einem Hakenkreuz aufgepflanzt. Bei den Mühlhäusern kam diese Art, Kirmes zu feiern, aber nicht an. Sie verlangten, dass die Mühlhäuser Stadtverwaltung eingreifen sollte und hofften, dass dieser Spuk bald vorbei sei und die alten Kirmestraditionen wieder im Mittelpunkt stehen würden. Der Magistrat der Stadt schrieb deshalb 1923: "Das Kirmesfest ist seit alters her hier in Mühlhausen als ein Fest der Kinder gefeiert worden. In den letzten Jahren ist aus dem Fest ein Karneval geworden, der nicht in unsere Zeit passt. Damit verträgt es sich nicht, dass wenn der Tag in irgendeiner Form zu Kundgebungen politischer Art benutzt wird. Wir richten an alle Teilnehmer der Umzüge die dringende Bitte, keine Fahnen - gleich welcher Art - in den Umzügen mitzuführen." Dies sollte auch für die historischen Kirmesfahnen der Kirmesgemeinden gelten, dies stieß aber auf großes Unverständnis. Ein unbekannter "Kirmesfreund" schmückte den Kirmesbaum der Mönchsgasse mit einer schwarz-weiß-roten Fahne, die offiziell verboten war, und einem handschriftlichen nationalen Gedicht. In diesen Jahren bezeichnete man die Kirmes als "Karnevalistische".

Im Jahr 1924 schrieb die "Mühlhäuser Zeitung" am 15. September in ihrer Ausgabe über diese Auswüchse: "Der gestrige Kirmessonntag verlief in alt gewohnter Weise, das Fest nahm in diesem Jahr wieder den Charakter eines Heimat- und Kinderfestes an. Karnevalistische Auswüchse, die sich in den letzten Jahren gezeigt hatten, scheinen allmählich abgebaut zu werden. Vielleicht hat man in den Nachkriegsjahren zunächst das Bedürfnis gefühlt, sich doppelt auszutoben nachdem fünf Kriegsjahre hindurch die Kirmes unterdrückt worden war. Und nachdem man sich fünf Jahre hindurch austobte, dass es bald nicht mehr schön war, scheint langsam die Kirmesbegeisterung auf ihr früheres gewohntes Maß zurückkehren zu wollen. Das wird man begrüßen, zumal manche Exzesse der letzten Jahre gewissen Moralpredigern Stoff zum beliebten Gerede von der verderbten Jugend ergeben hat."

Die Mühlhäuser mögen aufgeatmet haben, denn mit dieser Art Kirmes zu feiern, hatten sie wahrlich nichts am Hut.

Unser Autor ist Hobby- Historiker aus Mühlhausen. Reinhard Laubsch / 26.08.14 / TA

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