MÜHLHAUSEN. Mehr als 30 Jahre wurde in der Gemeinde " Straße der sozialistischen Gemeinschaft" - später "Forstbergstraße" - Kirmes gefeiert. Aufgrund mehrerer Probleme löste sie sich 1997 auf: Vor genau zehn Jahren feierte die Kirmesgemeinde Forstbergstraße zum letzten Mal die Mühlhäuser Stadtkirmes. Gegründet wurde die Feiergesellschaft 1970 von den zwei Familien Ölze und Busch. Damals habe man ein Zelt aufgebaut, um mit den Kindern gemeinsam feiern zu können. Im Laufe der Jahre haben sich andere Familien zu der kleinen Gemeinde dazugesellt.
Drei Jahre, nachdem zum ersten Mal in der jetzigen Körnerschen Straße das Zelt aufgebaut wurde, meldete man sich offiziell als Kirmesgemeinde "Straße der sozialistischen Gemeinschaft" an, erinnert sich Karl Ölze, der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde. Ein Jahr später sei man dann auch bei dem Festumzug durch die Stadt mitgelaufen. Zwar eine kleine, aber fröhliche Kirmesgemeinde sei man gewesen. Zu ihren Bestzeiten zählte die Gemeinschaft 15 Familien. Um Anfang der 70er Jahre auch richtig in das Kirmesgeschäft einsteigen zu können, habe Karl-Heinz Schwinger aus einer alten Waschmaschine sogar eine Spüle für die Gläser gebaut. Er war mit Leib und Seele Wirt - und Not machte eben erfinderisch, erzählt Herr Ölze schmunzelnd. 1989 wurde aus dem "Fest der Lebensfreude" die Mühlhäuser Stadtkirmes, und aus der Kirmesgemeinde "Straße der sozialistischen Gemeinschaft" wurde die Gemeinde "Forstbergstraße". Aber das änderte nichts an der Feierlaune der Mitglieder, die war nach wie vor ungebrochen. Besonders in Erinnerung ist die Kirmes aus dem Jahr 1992 geblieben. Am Freitag vor der Kirmes hat ein Unwetter die Mühlhäuser in Aufruhr versetzt. Der Kirmesgemeinde "Forstbergstraße" wehte es sogar das Zelt weg, und das natürlich, nachdem alles dekoriert war. In einer Nachtaktion wurde dann alles wieder hergerichtet. Schließlich wollte man seinen Besuchern kein Provisorium bieten. Die Belohnung für die Mühe kam dann am Tag des Festumzugs. Mit dem Thema "Deutschland unser Vaterland - leben wie im Märchenland" traf man genau den Geschmack der Veranstalter und des Publikums. Man wurde mit dem dritten Platz bei der besten Themenwahl ausgezeichnet. Eher chaotisch sei es zugegangen, als in einem Jahr das Bierfass vom Festwagen fiel und die Zuschauer diesem hinterherjagten, erzählt Karl Ölze.
1996 begannen dann allerdings die Probleme. Manchen von der eher kleinen Gemeinde ging die Feierlaune verloren. Viele arbeiteten mittlerweile in den alten Bundesländern, mussten also immer einen langen Anreiseweg bewältigen. Außerdem wäre es für die meisten problematisch, sich für die Kirmeszeit Urlaub zu nehmen. Und obwohl man sich immer für die Kinder engagiert habe, hätte man am Ende Nachwuchsprobleme gehabt, erklärt Karl Ölze, der von 1973 bis 1997 Kirmesbürgermeister der Gemeinde war. Er und auch viele andere Ehemalige wollen die Kirmesgemeinde "Straße der sozialistischen Gemeinschaft", oder später "Forstbergstraße", in bester Erinnerung behalten.
Quelle: Thüringer Allgemeine Mühlhausen vom 21. August 07 von Carolin BIEBRACH