Stadtväter, wir danken euch Ammerstraße, letztmalig 1991 "Die ständigen Platzwechsel sind der Tod für die Kirmesgemeinden. Denn so werden Menschen mürbe gemacht", weiß Jonny Ackermann, letzter Kirmesbürgermeister der Gemeinde Ammerstraße. Auch seine Kirmesgemeinde hatte den Kampf mit dem Standort 1991 aufgegeben.
MÜHLHAUSEN. 1953 feierte die Gemeinde Ammerstraße ihre erste Fahnenweihe, aber schon seit 1934 soll hier bereits Kirmes gefeiert worden sein. "Dokumente, die das belegen, haben wir aber leider nicht", so Kirmesbürgermeister Jonny Ackermann. Um die 40 Mitglieder habe die Gemeinde immer gehabt, und mit denen hatte man auch so manch interessanten Umzugsbild gestaltet.
Hoch hinaus ging es in den 80er Jahren, als die Ammerstraße zehn Jahre Kosmos würdigte. "Wir hatten ein Auto, auf das wir eine Rakete gebaut hatten. Dazu lief eine Kassette mit Sputnikgeräuschen". Doch nicht nur das Thema, auch die Hitze unter den Kostümen muss überirdisch gewesen sein, wie sich Herr Ackermann noch erinnert.
Doch auch zu der ein oder anderen Kritik ließ sich die Gemeinde Ammerstraße während der Festumzüge hinreißen. Schützte man sich in den einem Jahr mit Gummi-Anzügen vor der "Ammerstraße als Pfützenstraße", ging es ein paar Jahre darauf mit Bademänteln und Badeanzügen auf die Straße. "Stadtväter, wir danken euch" war das Thema. Bedanken wollte man sich dafür, dass der Bau einer Schwimmhalle im letzten Moment von der Stadt glücklicherweise verhindert worden war.
Höhepunkte waren für Jonny Ackermann stets, als die Spielleute des Berliner Wachregiments während der Kirmeswoche in der Ammerstraße für Stimmung sorgten. "Dreimal waren sie bei uns zu Gast", erklärt Ackermann, der die letzten 17 Jahre Bürgermeister der Gemeinde gewesen war. "Die Jungs haben ganz Mühlhausen wild gemacht. Die Betten, die wir für die gebucht hatten, brauchten die gar nicht", grinst Jonny Ackermann und präsentiert seine Erinnerung an diese Zeit - eine Trommel, geschenkt vom Wachregiment. Auf eine Sache aber ist er besonders stolz: "Dass wir es als kleine Gemeinde geschafft haben, dass diese Jungs für uns spielten", so Ackermann. Denn zu Zeiten der DDR wurden sogar Mühlhäuser Spielleute bei diesem Regiment für drei Jahre in die Ausbildung geschickt, um als Elite-Spielmann zurück zu kehren, berichtet der ehemalige Kirmesbürgermeister.
Doch auch diese Höhepunkte konnten die Mitglieder in der Ammerstraße nicht halten. Nach Umzügen von einem Bauhof in die Margaretenstraße, und von dort in die Ammerstraße habe die Zahl der Mitglieder stark abgenommen. In den letzten Jahren hatte man dann die Umzüge gemeinsam mit der Kräuterstraße bestritten. "1991 waren wir eigentlich nur noch drei Aktive, auch wenn die anderen noch gefeiert haben", so Ackermann. Doch so konnte man leider keine Kirmes mehr stemmen. Und so leid es Jonny Ackermann es heute noch tut, 1991 war das letzte Kirchweihfest, dass die Gemeinde Ammerstraße feierte.
Thüringer Allgemeine Mühlhausen vom 27. August 2008 von Carolin Biebrach