Traditions­verein
Mühlhäuser Heimatfeste e.V.

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MÜHLHAUSEN. Ob Thomas Müntzer oder die Mühlhäuser Straßenbahn - vieles hat die Kirmesgemeinde "Brunnenstraße" wieder aufleben lassen. Die Gemeinde selbst konnte man nach dem Platzverlust und dem Rücktritt des Kirmesbürgermeisters jedoch nicht mehr aufleben lassen. 1990 nahm die Kirmesgemeinde "Brunnenstraße" an ihrem letzten Festumzug teil.

Knapp 90 Jahre existierte die Kirmesgemeinde "Brunnenstraße". 1902 gegründet, gehörte sie zu den ältesten. Vielleicht ist sie gerade deshalb nicht nur den ehemaligen Mitgliedern im Gedächtnis geblieben.

Man sei immer eine sehr aktive Gemeinde gewesen, und viele Besucher habe man auch gehabt, erinnert sich Adolf Beck, der mehr als 30 Jahre Mitglied in der Kirmesgemeinde war. Er kann noch von den Zeiten erzählen, als die Mühlhäuser Stadtkirmes unter freiem Himmel gefeiert wurde. Ein Zelt oder eine Räumlichkeit habe man nicht gebraucht. "Natürlich hatten wir immer schönes Wetter. Petrus hat bestimmt auch gern gefeiert", erzählt er schmunzelnd. Erst im Jahr 1970 habe man dann ein großes Zelt aufgebaut, das in der Brunnenstraße seinen angestammten Platz hatte. 200 Besucher fanden in der provisorischen Überdachung Platz, doch wer meint, dass auch nur einer von diesen Plätzen leer blieb, liegt falsch. Bei ungefähr 50 Mitgliedern und den zahlreichen Besuchern sei das Zelt stets gut besucht gewesen, berichtet Beck stolz. Selbst einen eigenen Trommlerzug hatte die Gemeinde "Brunnenstraße" in den 60er Jahren zur Unterhaltung der Gäste. Der Kirmesumzug von 1970 ist Adolf Beck noch ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Mussten doch die Mühlhäuser seit 1969 auf ihre heiß geliebte Straßenbahn verzichten, wurde die ein Jahr später von der Kirmesgemeinde wiederbelebt. Originalgetreu habe man das Schienengefährt nachgebaut. Vorn prangte das Schild "Meine letzte Fahrt", und hinten der traurige Zusatz "Zum Schrottplatz". Sogar die Originalstrecke von der Straßenbahn sei man noch, so weit es möglich war, gefahren, schildert Beck begeistert. Er war damals derjenige, der das Gefährt durch die Mühlhäuser Straßen gelenkt habe. "An jeder Haltestelle habe ich angehalten und geklingelt". Nur Fahrgäste konnten in den Nachbau leider nicht mehr einsteigen. Fünf Jahre später widmete man den Festumzug Thomas Müntzer, dessen Name später sogar zum Beisatz der Stadt Mühlhausen wurde. Mit Kostümen, die man aus dem Fundus von Theatern organisierte, bestritt man den Umzug - und gehörte somit zu den Ersten, die die Wichtigkeit Müntzers für die Stadt erkannten, sagt Adolf Beck.

An viele schöne Umzüge dieser Art erinnern sich die Mitglieder der Kirmesgemeinde. Auch andere Aktivitäten während der Kirmeswoche, wie die Kindernachmittage, der Lumpenball, die Skatabende. Natürlich bleiben Frühschoppen und die Kirmesbaumbeerdigung unvergessen. Trotz der großen Unterstützung seitens von Unternehmen und des großen Engagements der Mitglieder kamen mit der Wende auch die Probleme. Der ehemalige Kinderspielplatz in der Brunnenstraße, auf dem zu DDR-Zeiten das Kirmeszelt aufgebaut wurde, wurde zu Privatgelände. Wie viele andere Kirmesgemeinden hatte die Brunnen- straße also kein Platz zum Feiern mehr. Als dann 1990 noch der letzte Kirmesbürgermeister zurücktrat, war das Ende der Kirmesgemeinde besiegelt. Doch auch wenn man mittlerweile nicht mehr aktiv an der Kirmes teilnimmt, hat man als Kirmesgemeinde, die sich fast 90 Jahre lang engagiert hat, die Mühlhäuser Stadtkirmes entscheidend geprägt.

Quelle Thüringer Allgemeine Mühlhausen vom 22. August 2007 von Carolin BIEBRACH